2022 feiert die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission der Historiker und Geographen ihr 50. Jubiläum. Ihrer ersten Tagung im Februar 1972 in Warschau gingen jahrelange informelle Kontakte voraus. Seitdem ist die Kommission ein unverzichtbares Forum des deutsch-polnischen Dialogs über die Geschichte und Geschichtsdidaktik und ihre Mitglieder in vielfacherweise verdiente Tunnel- und Brückenbauer, die unabhängig und mit stets innovativen Ideen im Sinne des transnationalen Schulbuchdialogs agieren.
„Europa – Unsere Geschichte“ ist eine lehrplanbasierte, kompetenzorientierte Lehrwerkreihe, die eine Vielfalt von Materialien schülernah präsentiert und zu entdeckendem Lernen und eigener Urteilsbildung anregt. Gesichert in einem mehrschrittigen Entstehungsprozess unter Beteiligung von Verlagen, Bildungspraktikerinnen und -praktikern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland und Polen setzt sie neueste Erkenntnisse der historischen und didaktischen Forschung in die Praxis um. Sie zielt dabei auf die Entwicklung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins und fördert durch strukturell angelegten Perspektivwechsel den Dialog über unterschiedliche historische Erfahrungen sowie den Umgang mit Diversität.
Der Arbeitskreis für Lehrerinnen und Lehrer kommt regelmäßig zusammen, um Ideen zur Implementierung des gemeinsamen, mit dem im Juni 2020 erschienenen Band 4 („20. Jahrhundert“) abgeschlossenen Schulbuches „Europa – unsere Geschichte“ auszutauschen und dieses in der Praxis anzuwenden. Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission trägt damit der dringenden Notwendigkeit Rechnung, Experten und Expertinnen aus der Schulpraxis in ihre Arbeit stärker einzubinden. Zum anderen entspricht es dem Anliegen der Lehrerinnen und Lehrer, mit ihrem Expertenwissen zur Implementierung und Weiterentwicklung des gemeinsamen Schulbuchs sowie weiterer geplanter digitaler Lehrmittel beizutragen.
In den ersten Jahren ihrer Tätigkeit erarbeitete die Kommission eine Reihe von Empfehlungen. 1976 wurden die „Empfehlungen für die Schulbücher der Geschichte und Geographie in der Bundesrepublik Deutschland und in der Volksrepublik Polen“ in einer deutschen und polnischen Fassung veröffentlicht. Seit Mitte der 1990er Jahre wendete sich die Kommission neuen Themen zu. Im Rahmen dieser Neuorientierung erarbeitete die Kommission 2001 einen neuen Grundlagentext (Lehrerhandreichung), der die alten „Empfehlungen“ für den Geschichtsunterricht ergänzte bzw. ablöste. Die geographische Sektion der deutsch-polnischen Schulbuchkommission verabschiedete 2001 „Hinweise zur Behandlung Deutschlands und Polens in den Geographieschulbüchern beider Länder" Die Kommission hat die meisten ihrer Konferenzen publiziert, viele davon auf Deutsch und Polnisch.